American Football ist in. Die Football-Community in Deutschland wächst und der Super Bowl LIII steht vor der Tür. Über diesen Super Bowl wird sogar ausführlich berichtet und geschrieben. Apropos geschrieben: Bücher, die den Sport American Football als Thema haben, gibt es in Deutschland auch schon eine Weile. Aber über diese Bücher geschrieben, haben bisher sehr wenige. Also wann, wenn nicht jetzt? Ich habe es mir nicht nehmen lassen und sechs Bücher mit den unterschiedlichsten Herangehensweisen an dieses Thema unter die Lupe genommen.
von Torsten Ehlers
Coach Esume mit Björn Jensen: Believe the hype
Alle American Footballfans der jüngeren Generation werden sich vermutlich wenigstens dieses Buch ins Regal gestellt haben. Die Geschichte des Coaches der französischen Footballnationalmannschaft ist aber auch sehr faszinierend erzählt. Dabei geht es gar nicht so sehr um die Geschichte, wie Patrick Esume zum American Football gekommen ist, sondern vielmehr darum, wie sehr er für diesen Sport lebt und ihn liebt. Wer also einen Einblick darüber bekommen möchte, wie jemand mit Feuer davon erzählt, was diesen Sport ausmacht, sollte hier definitiv zugreifen. Dabei hat auch Esume die harten Seiten des Trainergeschäfts in der NFL kennengelernt und dennoch lebt er die Begeisterung für diesen faszinierenden Sport. Für alle deutschen Footballfans ein guter Tipp hineinzulesen, aber auch ein Tipp es mal wieder zu lesen.
Coach Esume mit Björn Jensen: Believe the hype! American Football: Mehr als nur ein Spiel. Edel Verlag. Hamburg 2017. 272 Seiten. 17,95 €.
Sebastian Vollmer mit Dominik Hechler: German Champion. Die Geschichte meiner NFL-Karriere
Sebastian Vollmer ist bis hierhin der erfolgreichste deutsche Footballspieler. Er hat zwei Super Bowls gewonnen und spielte für die erfolgreichste Franchise der 2000er Jahre, die New England Patriots. Dieses Team spaltet so ein bisschen die Fangemeinde. Es gibt die, die das Team lieben und die, die es aufgrund des Erfolges schlichtweg nicht mögen. Aber das Schöne ist, dass man dennoch als Footballfan anerkennen, dass in New England gute Arbeit geleistet wird. Doch zurück zu Vollmers Buch; Sebastian Vollmer erzählt hier die faszinierende Geschichte seiner NFL Karriere, die keineswegs nur Höhen sondern auch einige Tiefen aufweist. Nimmt man zum Beispiel das bittere Ende seiner Karriere aufgrund von Verletzungen und wie der Umgang seines Teams mit ihm war. Für mich war dieses Buch aber auch ein schöner Beweis, dass Bill Belichick, der Erfolgstrainer der Patriots, durchaus menschlich sein kann. Es gibt in diesem Buch ein Kapitel, in dem Sebastian Vollmer erzählt, wie sein Coach ihm das Karriereende nahegelegt hat. Belichick sagte wohl zu ihm, dass er sich für Sebastian Vollmer wünsche, dass er nach seiner Karriere schmerzfrei leben könne. Ein absolut menschlicher Zug, dem ich diesen Trainer nicht zugetraut habe, denn ich gehöre eher der Fraktion an, die die Patriots nicht mögen. Allerdings bin ich von diesem Sport so fasziniert, dass ich dennoch nicht an diesem Buch vorbeigekommen bin. Es ist nicht nur die Geschichte von Vollmers Karriere interessant. Vielmehr finde ich auch spannend, welchen Einblick er in das Geschäft NFL gibt. Wer also Patrick Esumes Buch und dieses hier liest, kann sich ein tolles Bild vom ganz normalen Wahnsinn der National Football League machen. Vollmer zeigt hier auch schonungslos auf, welche Strapazen man dem Körper aussetzt, kommt aber zu dem Fazit, dass er dennoch privilegiert ist und alles Schuften am Ende doch wert war. Ähnlich wie bei Esume muss ich sagen: ein tolles Buch, um American Football kennenzulernen.
Sebastian Vollmer mit Dominik Hechler: German Champion. Die Geschichte meiner NFL-Karriere. München: riva Verlag 2018. 192 Seiten. 19,99 €.
Roman Motzkus: Romo 83. Ein deutsches Footballleben
Eins vorneweg: Der Mann schreibt, wie er spricht. Dies macht den Einstieg in dieses Buch nicht einfach, sorgt aber dafür, dass dieses Werk sehr authentisch wirkt. Bisweilen neigt der gute Roman auch dazu, sehr viele Statistiken zu bemühen. Hier übertreibt er es meiner Meinung nach ein bisschen, aber dies schmälert keinesfalls den guten Gesamteindruck zu diesem Werk. Es ist auch beeindruckend, was er sich alles gemerkt hat. Von Spielständen über –verläufe bis hin zu Statistiken der gegnerischen und auch eigenen Spieler. Vielleicht hat er auch einfach nur sehr genau Buch geführt über all die Spiele, die er bestritten und auch gesehen hat. Wer sich ein bisschen belesen möchte, wie der American Football in Deutschland, insbesondere in Berlin, laufen gelernt hat, wird hier nichts verkehrt machen. Auch den Menschen hinter dem Moderator, der sonntags regelmäßig im TV-Format ran Football zu sehen ist, wird hier beleuchtet. Seinen Weg zum Football hat er tatsächlich sehr klischeehaft genommen. Eine Freundin, die zufällig Cheerleaderin war, hat ihn einfach mitgenommen und seitdem ist Roman Motzkus‘ Leidenschaft der Football. Ganz spannend war für mich auch der Teil, in dem Roman Motzkus die Anfänge des NFL Europe Team Berlin Thunder schildert. Teilweise musste er regelmäßig nach Frankfurt, wo das damalige Büro der NFL Europe gewesen ist, um Verhandlungen zu führen. Dabei begegnete er auch Oliver Luck, dem Vater des aktuellen Star-Quarterbacks der Indianapolis Colts Andrew Luck. Solche Begegnungen schildert er beinahe beiläufig. Beim Lesen kommt dann hier und da das Gefühl auf, dass er einfach eine coole Socke ist. Obwohl es hier und da auch Begegnungen gab, bei denen auch ein Roman Motzkus feuchte Hände bekam. Erwähnt seien hier Jerry Rice, Joe Montana und auch Steve Young. Jedem American Footballfan wäre es bestimmt genauso gegangen. Roman Motzkus‘ Buch ist ein Must-have, wenn man sich mit deutschen Football beschäftigen möchte. Er bietet hier einen guten Einblick, wenngleich es natürlich nur seine Geschichte ist, die er erzählt. Ich würde mir von anderen deutschen Footballspielern auch mal ein paar Geschichten wünschen. Es müssen nicht immer die Geschichten aus der NFL sein, die ich lesen möchte. Doch eins möchte ich schon. Dieses Werk, so spannend und toll es auch ist, ist leider schlecht lektoriert. Hier hätte der Randbreiten Verlag ruhig etwas mehr Sorgfalt walten lassen können. Buchstabendreher sind ja noch nicht das Problem, aber häufig falsche Verben in den Sätzen, dass macht dann keinen Spaß und es trübt den sonst positiven Eindruck dieses tollen Buches.
Roman Motzkus: Romo 83. Ein deutsches Footballleben. Berlin: Randbreiten Verlag 2017. 264 Seiten. 14,99 €.
Alex von Kuczkowski: NFL Boulevard. Kurzgeschichten aus der reichsten Liga der Welt
Ein nicht ganz so tolles Buch zum American Football ist NFL Boulevard. Dies mag aber an dem Ansatz liegen, welchen Alex von Kuczkowski hier wählt. Ich möchte aber nicht abstreiten, dass es auch in diesem Buch Passagen gab, die mich sehr interessiert haben, aber der Reihe nach. Das ganze Drumherum um den Sport ist nicht so meins. Ich liebe es die Spiele zu schauen und auch darüber zu philosophieren, warum manche Spielzüge nicht funktionieren. Dieses Werk hier ist Boulevard und erzählt eher die Geschichten abseits des Footballs. Es gibt wohl nur sehr wenige Menschen, die nicht mitbekommen haben, dass O.J. Simpson nach seiner Karriere mit einem Mord an seiner Frau davongekommen ist. Oder das dieser gerade erwähnte Simpson in der Nackten Kanone eine Rolle hatte. Solche Geschichten greift Kuczkowski hier auf. Das Ganze hat für mich den Charakter nice to know, but not my business. Aber wer mal erleben möchte, was für eine, ich sage mal, Freakshow die reichste Liga der Welt sein kann, der sollte wenigstens hier einmal rein schauen, wenn ich dieses Buch auch nicht uneingeschränkt empfehlen mag.
Alex von Kuczkowski: NFL Boulevard. Kurzgeschichten aus der reichsten Liga der Welt. Berlin: Randbreiten Verlag 2017. 110 Seiten. 9,99 €.
John Grisham: Der Coach
Nachdem ich nun doch eher biographische Bücher oder auch ein Sachbuch unter die Lupe genommen habe, muss ich wenigstens einen Ausflug in die Belletristik machen. John Grishams Der Coach bietet gute Unterhaltung. Ein wirklich tolles Buch über den College-Football. Allerdings sollte man nicht zu sehr darauf setzen, dass es ähnlich spannend erzählt ist, wie Grishams Anwaltsthriller. Dieses Buch hat einen ganz anderen Ansatz um Spannung aufzubauen. Im Großen und Ganzen geht es darum, wie ein Collegeteam den Titel gewinnt und sich dabei gegen den tyrannischen Coach, der der Prototyp eines Bill Bellichick sein könnte, rebelliert. Dabei zeigt John Grisham auf, welche Privilegien College-Footballspieler durchaus haben. Teilweise, vermutlich ist dies etwas überspitzt dargestellt, hauen die Collegeteams ihre Spieler raus, wenn diese Konflikte mit dem Gesetz haben. Es gab vor einer gefühlten Ewigkeit den Film aus der MTV Produktion Varsity Blues. Dieses Buch wirkt so, als ob es die Vorlage für diesen Film gewesen sein könnte. Wer eine ansprechende Geschichte über American Football lesen möchte und dabei nicht die höchsten Ansprüche hat, kann mit der Wahl dieses Buches nicht viel falsch machen.
John Grisham: Der Coach. München: Heyne Verlag 2005. 192 Seiten. 7,95 €.
John Grisham: Touchdown
Etwas anders verhält es sich mit diesem Buch. Beim Lesen habe ich mich zwischendrin tatsächlich etwas gelangweilt. Dies mag aber auch durchaus daran liegen, dass ich mit den Figuren nie richtig warm geworden bin. Der Inhalt ist kurz zusammengefasst. Der in der NFL gescheiterte Quarterback Rick Dockery nimmt ein Angebot eines mittelmäßigen American Footballteams an und führt es zu Ruhm und Ehre. Klingt als Zusammenfassung schon nicht sonderlich spannend, ist es leider auch nicht. Es ist ein Roman, der so vor sich hin plätschert. Die Spiele, bei denen zumindest zwischendrin mal Spannung aufkommen könnte, scheitern grundsätzlich daran, dass die meisten Spiele irgendwie dennoch gewonnen werden. Dies funktioniert vielleicht zwei Mal, aber bei jedem Spiel solch eine Story draus zu machen, ist dann einfach zu langweilig und vorhersehbar. Also, wenn die Wahl zwischen Der Coach und diesem Werk sein sollte, würde ich eher zu Der Coach raten.
John Grisham: Touchdown. München: Heyne Verlag 2009. 368 Seiten. 8,95 €.
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