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Joachim Zelter: Im Feld

Literatur als Laktat-Test

Joachim Zelter strapaziert die Ausdauer.

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von Stephan Lesker

Ach ja! Radfahren. Ein wunderbares Gefühl, wenn der Fahrtwind um die Ohren weht, während man in gemächlichem Tempo eine traumhafte Landschaft an sich vorüberziehen lässt. Wahrhaft wohltuend, den Druck und Stress der Leistungsgesellschaft hinter sich zu lassen, auf ein so wunderbares Transportmittel wie das Fahrrad umzusteigen und sich einer Gruppe Gleichgesinnter anzuschließen. Aber Pustekuchen, wenn der Anführer dieser Gruppe Landauer heißt. Weiterlesen

Isabella Breier: DesertLotusNest

Drei Frauen und ein Philosoph

Isabella Breiers DesertLotusNest weckt ein Bewusstsein für die Absurditäten im Leben.

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von Stephan Lesker

Das Jahr 2021 wird etwas Großes bringen. Isabella Breier wird dann einen Sammelband herausgeben, der uns endlich das Werk des großen Philosophen Antoine Bachsirad erschließen wird. Größen der Bachsirad-Forschung kommen zu Wort und werden die Poetik des Phönix, das Alterswerk des Universalgelehrten, deuten. Allen voran Esther Wenger-Cordialis, Zahra Klaric und Leonore Berger.
Wenn Sie nicht wissen, wer Antoine Bachsirad ist, sollten Sie das schnellstens ändern. Er gilt als „Meister der textuellen Störfaktoren“ und ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der philosophischen Anthropologie sowie in Sachen des kollektiven, kulturellen und kommunikativen Gedächtnisses. Weiterlesen

Lukas Bärfuss: Hagard

Zwischen Normalität und Wahnsinn.

Lukas Bärfuss erzählt vom psychischen Verfall eines Menschen.

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von Torsten Ehlers

Dass ein guter Roman nicht unbedingt ein dicker Roman sein muss, beweist Lukas Bärfuss mit Hagard. Doch was für eine Bedeutung hat Hagard eigentlich? Was dieses Wort oder auch dieser Begriff sein kann, dafür gibt es verschiedene Optionen. Das deutsche Jagdlexikon zum Beispiel sagt dazu nur, dass es kein junger Beizvogel mehr ist, sondern schon dem Erwachsenenalter entspricht. Schaut man in ein englisches Wörterbuch, steht da als deutsche Übersetzung „verhärmt“. In einem französischen Wörterbuch steht „verstört“, es kann aber auch „scheu“, „wild“ und „störrisch“ bedeuten. Sogar die Schreibweise variiert. Im Englischen wird Hagard mit einem Doppel g geschrieben, also haggard. Klingt fast ein bisschen nach dem Lehrer aus Hogwarts Hagrid. Eines ist jedenfalls klar, dass die Bedeutung oder auch die Übersetzungen dieses Wortes oder auch Begriffes schwer nachzuvollziehen und nicht einfach zu ergründen sind. Der Protagonist in Bärfuss‘ Roman entspricht exakt diesem Typus. Genau genommen könnten die beiden Hauptcharaktere „Hagards“ sein, denn beide sind schwer zu fassen und nicht immer nachzuvollziehen. Weiterlesen

Joachim Zelter: How are you, Mister Angst?

Sind Universitätsprofessoren noch zeitgemäß?

Joachim Zelter beschreibt unsere Gesellschaft anhand des Unialltags

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von Torsten Ehlers

Es ist nicht einfach in unserem heutigen Medienalltag zu bestehen. Früher gab es Zeitungen. Dann kamen Radio und Fernsehen dazu. Nun haben wir das Internet mit all seinen sozialen Netzwerken und Medien. Jeder darf sich eine Meinung bilden und diese dann kundtun. Vor allem in der Bildung nimmt dies doch angsteinflößende Ausmaße an. Weiterlesen

Jens Sparschuh: Ende der Sommerzeit

Gute Literatur in der Provinz?

Mit Jens Sparschuh auf den Spuren Vladimir Nabokovs in Brandenburg.

von Torsten Ehlers

Die Großstadt ist out! Es lebe die Provinz! Schon seit geraumer Zeit spielen viele Romane der deutschen Gegenwartsliteratur nicht mehr in den Metropolen des Landes. Vielmehr entdecken die Autoren das „Nirgendwo“ Deutschlands für sich. Seien es die Kleinstädte Mecklenburgs oder die Dörfer Brandenburgs, die hier stellvertretend für all die anderen Gegenden genannt sein sollen. Die Provinz scheint momentan en vogue zu sein. Offenbar finden sich in der Provinz mittlerweile ebenfalls die richtig guten literarischen Stoffe. Weiterlesen

Clemens Meyer: Im Stein

Faszination FSK 18?

Ein Mosaik der Nacht – Clemens Meyer: Im Stein

von Torsten Ehlers

Der Tag klingt aus, geht in die Nacht über. Ein Teil der Gesellschaft hat Feierabend und verbringt die Zeit beim Fußball, beim Daily Soap- oder auch Nachrichten schauen zu Hause. Gelegentlich trinkt man mit Freunden noch ein Bier, geht ins Kino oder macht etwas anderes. Die Arbeitspflicht ist erfüllt und man nimmt sich Zeit für sich. Doch zwischen Tag und Nacht herrscht im Roman Im Stein das Zwielicht. Zwielichtig ist das Wort, dass die Gesellschaftsschicht in Clemens Meyers Buch am besten umschreibt. Weiterlesen

Daniel Kehlmann: Ich und Kaminski

Der Esel der sich zuerst nannte

Wie die Wissenschaft eine Symbiose mit der Kunst eingeht

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von Torsten Ehlers

Die Frage, was zuerst gewesen ist, Huhn oder Ei, ließe sich bestimmt auch auf die Wissenschaft und die Kunst anwenden. Nur eins ist klar, bevor Wissenschaftler irgendetwas analysieren konnten, musste erst einmal ein Werk geschaffen worden sein, wie zum Beispiel ein Roman, eine Skulptur, eine Plastik oder auch ein Gemälde. Somit scheint diese Frage doch eigentlich klar und eindeutig beantwortet. Oder vielleicht doch nicht? Weiterlesen

Wenedikt Jerofejew: Die Reise nach Petuschki

Ein Schlückchen zwischendurch…

Mit Wenedikt Jerofejew auf Reisen.

Jerofejew

von Stephan Lesker

Wenn man mit dem Zug fährt, weiß man nie, auf was man sich eingelassen hat. Ein großes Abenteuer ist genauso möglich wie gähnende Langeweile. Wählt man sich allerdings Wenedikt Jerofejew zum Begleiter, hat man zumindest eine Gewissheit: Verdursten wird man nicht. Weiterlesen

Rainald Goetz: Johann Holtrop. Abriss der Gesellschaft

Frisst der Kapitalismus seine Kinder?

Rainald Goetz‘ Roman Johann Holtrop als unverwechselbares Zeitdokument

 Johann Holtrop. Abriss der Gesellschaft. Roman

von Stephan Lesker

Johann Holtrop lebt und arbeitet in einer Welt, in der es einzig und allein um Superlative geht. Nur die Besten, Schnellsten, Rücksichtslosesten haben eine Chance in dieser Welt erfolgreich zu sein. Um aber erfolgreich zu bleiben, ist man gezwungen, sein eigenes Potenzial ständig bis zur Erschöpfung abzurufen. Selbst dann hat man aber noch lange keine Überlebensgarantie in dieser Welt, denn die Perfidie und Hinterhältigkeit potentieller Konkurrenten stellt eine ständige Gefahr dar. Weiterlesen

Jens Sparschuh: Der Schneemensch

Drei Nazis im Schnee – Jens Sparschuh Der Schneemensch

von Stefan Tuczek

In den letzten Jahrzehnten sind viele Sachbücher und vor allem Romane erschienen, die sich mit dem Nationalsozialismus befassen. Dabei greifen diese Bücher immer mehr oder weniger auf die gleichen geschichtlichen Aspekte zurück. Nicht nur der Inhalt ist oft normiert, auch die Erzählweise ist konventionell. Das vollständige Sujet wirkt oft retortenhaft und ist mittlerweile eine reine Massenware geworden. Weiterlesen