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Philipp Schwenke: Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste

Ist das wirklich passiert?

Philipp Schwenke entführt uns in den Kopf Karl Mays.

Schwenke Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste

von Torsten Ehlers

Karl May übt eine Faszination auf mich aus, die ich mir nur schwer erklären kann. Ich kenne kaum ein Buch von ihm. Lediglich den Schatz im Silbersee habe ich gelesen, bin aber mit Pierre Brice als Winnetou aufgewachsen. Möglicherweise kommt es daher? Vielleicht interessiere ich mich aber auch eher für die Person, die sich als Abenteurer inszeniert hat, ohne jemals sein Arbeitszimmer zu verlassen. Karl May hatte eine überbordende Phantasie und seine Rechtfertigungsschrift, die mittlerweile unter dem Titel Ich erschienen ist, fand ich sehr ansprechend. Aber auch die Briefwechsel mit seinen Verlegern sind spannender als manche Romane, die erschienen sind. Weiterlesen

Roman Graf: Niedergang

Hochmut kommt vor dem Fall.

Niedergang von Roman Graf

von Nicole Kutzner

Ein gemeinsamer Urlaub
Andrés und Louises Urlaub sollte weniger ein typisch romantischer Pärchenurlaub werden, sondern vielmehr ein Abenteuerurlaub, in dem gewandert und geklettert werden sollte. Auch wenn André gerne vorgibt, dass sie den Urlaub zusammen geplant hätten, war allein er die treibende Kraft dieser Unternehmung. Und so beginnt die fünftägige Wandertour, wie sie beginnen musste. Während André es kaum abwarten kann, seinen Plan in die Tat umzusetzen, nutzt Louise jede Gelegenheit, um den bevorstehenden Aufstieg hinauszuzögern. Weiterlesen

Wilhelm Raabe: Stopfkuchen

„Ich werde heute noch poetisch!“

Das Erzählen als Folterinstrument

RaabeStopfkuchen

von Stephan Lesker

„Eine See- und Mordgeschichte“ nennt Wilhelm Raabe seine 1890 beendete Erzählung Stopfkuchen. Das mag verwundern, denn Raabe ist keinesfalls für reißerische Abenteuergeschichten oder gar spannende Kriminalromane bekannt. Dennoch hält er sein Versprechen. Auch wenn wir nicht auf Piraten und blutrünstige Mörder stoßen, spielen Seefahrt und Mord eine nicht unbedeutende Rolle für Raabes Erzählung. Weiterlesen

Mary Miller: Süßer König Jesus

Der mittlere Westen einmal anders

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von Paulchen

Bis zum Ende der Welt

Die 14-jährige Jessy ist zusammen mit ihrer älteren Schwester Elise und ihren Eltern auf dem Weg von Alabama nach Kalifornien, um dort den vom selbsternannten religiösen Führer Marshall prophezeiten Weltuntergang zu erleben. Als gute evangelikale Christen haben sie sich für ihre Pilgerreise mit „König Jesus Kehrt Zurück!“ T-Shirts und Flyern ausgestattet, um möglichst viele ihrer verdammten und sündigen Mitmenschen vor der Hölle zu bewahren. Während Jessys gerade wieder einmal arbeitslos gewordener Vater zuversichtlich ist, dass seine Familie zu den Auserwählten gehört und bald von König Jesus höchstpersönlich ins Paradies entrückt werden wird, plagen Jessy ganz andere Gedanken. Kann ihre religionskritische, von Jungs regelmäßig als „Granate“ bezeichnete und heimlich schwangere Schwester, zu der sie mit einer Mischung aus Neid und Bewunderung aufblickt, wirklich erlöst werden? Weiterlesen

Jules Verne: Der grüne Blitz

Auch Liebe kann ein Abenteuer sein

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von Nicole Kutzner

Die schöne Helena

Die beiden Brüder Samuel und Sebastian, von ihrer Nichte liebevoll Sam und Sib genannt, sind Zeit ihres Lebens Junggesellen geblieben. Sie sehen ihre Lebensaufgabe lediglich darin, ihrer verwaisten Nichte Helena uneingeschränkte Aufmerksamkeit, Geduld und Liebe entgegen zu bringen. So sind beide stets bemüht, Helenas Wünsche voraus zu ahnen und zu erfüllen, ihr eine angemessene Erziehung zukommen zu lassen und sie mit einem „braven Kerl ihrer Wahl zu verheiraten“. Wie richtige Eltern finden sie, dass Helena viel zu schnell erwachsen geworden ist und ähnlich wie ein zu schnell gewachsener Rosenstock eine zweite Stütze benötigt. Diese Stütze meinen sie in dem, wie sich später herausstellt, fantasie- und humorlosen Aristobulus Ursiclos zu finden.  Weiterlesen

Thomas Glavinic: Das größere Wunder

Wie wird man, wer man ist?

 

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von Paulchen

Auf dem Dach der Welt

Jonas, der Protagonist in Thomas Glavinics Roman Das größere Wunder, ist einer von hunderten Abenteurern, die sich jedes Frühjahr im Basislager am Fuß des Mount Everest zusammenfinden, um sich von erfahrenen Bergführern und einheimischen Sherpas auf den mit 8848 Metern höchsten Berg der Erde lotsen zu lassen. Dafür zahlen sie nicht nur viel Geld, sondern setzen sich auch tödlichen Gefahren aus, wie die an Jonas’ Zelt vorbeigetragene Leiche beweist. Es wird nicht die letzte sein, die er im Verlauf der Expedition zu Gesicht bekommt.  Weiterlesen

Carlos Maria Dominguez: Wüste Meere

Undurchschaubar, Unbezwingbar, Unendlich, Unglaublich – wie das Leben.

von Nicole Kutzner

Der blaue Kontinent

Die Weltmeere bedecken dreiviertel der Erdoberfläche und wegen ihrer reichen Fischressourcen dienen sie dem Menschen seit Jahrhunderten als Nahrungsquelle, aber auch als Transportweg. Und obwohl Seefahrer sie bereits vor unserer Zeitrechnung bereisten, wissen wir nur einen Bruchteil über sie. Vermutlich ist es ihre Weite und Unerforschlichkeit, die nicht nur die auf den Meeren tätigen Menschen kulturell prägt, sondern erheblichen sozialen Einfluss auf den Menschen im Allgemeinen ausübt. Weiterlesen

Rolf Lappert: Die Gesänge der Verlierer

Melancholie als Melodie

Rolf Lappert: ein Meister des atmosphärischen Erzählens

 

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von Torsten Ehlers

Wie klingen sie denn, diese Verlierer? Beschreiben lässt sich dies nur ganz schwer und so kommt der Roman Die Gesänge der Verlierer auch daher. Vergleichbar erscheint dieses Werk in etwa mit dem Sound von Sigur Ros, Norah Jones oder The Fray. Ein Buch also nicht für jedermann und dennoch verpasst man eine Menge, wenn man es nicht gelesen hat. Weiterlesen

Ernst Augustin: Der amerikanische Traum

Die geträumte Gerechtigkeit

Ernst Augustins Der amerikanische Traum ist mehr als eine Detektivgeschichte.

Ernst Augustin

von Stephan Lesker

Wir schreiben das Jahr 1944. Ein kleiner Junge fährt auf seinem Fahrrad eine Chaussee Richtung Schwerin entlang. Im Gepäck hat er das wertvolle Edelholz Coimbra, welches er unter größten Gefahren dem brasilianischen Dschungel abgerungen hat. Natürlich ist es nichts weiter als gewöhnliches Feuerholz, aber der Junge hat eine Schwäche für Abenteuerromane und Detektivgeschichten. Er ahnt nicht, dass ihn bald ein ganz reales Unheil ereilen wird. Ein amerikanisches Flugzeug nähert sich. An Bord ein Navigator, ein Steuermann und ein Schütze. Aus Langeweile schießen sie auf alles, was ihnen über den Weg läuft. So auch auf den Jungen. Weiterlesen